Bis dahin war es notwendig, das Grundwasser vor Verwendung abzukochen. Immer wieder auftretende Choleraepidemien haben aber gezeigt, dass wir die Wasserversorgung verbessern mussten. Die Kanalisation befand sich erst im Aufbau, Plumpsklos auf undichten Senkgruben waren die Regel. Die Fäkalien der Stadttiere, allen voran der zahlreichen Pferde, die als Zugtiere für den öffentlichen Verkehr mit Bussen und Tramway sowie als Fiaker Verwendung fanden, landeten schlussendlich im Grundwasser – also es musste etwas geschehen!
In Zusammenarbeit meiner Beamten, Experten, Ingenieure und der Ärzteschaft ist es schließlich gelungen, dass wir 1873, pünktlich zur Weltausstellung die 95 Kilometer lange „Kaiser-Franz-Josef-Hochquellwasserleitung“ eröffnen konnten. Seitdem liefert sie frisches Wasser von der Rax und dem Schneeberg direkt nach Wien.
Da die I. im Winter zu wenig Wasser nach Wien liefern konnte, haben wir uns entschlossen aus dem mittleren Gebirge eine zweite Zuleitung zu schaffen. Und so wurde 1910 die II. Wiener Hochquellwasserleitung aus dem Quellgebiet Wildalpen eröffnet, die heute die Wildalpenbahn versorgt. 1873 erlebten wir übrigens die letzte Choleraepidemie in Wien. Dem sauberen Wasser sei‘s gedankt!