Fangen wir mit dem Bau der Rotunde an – der hat von vielen Seiten Spott und Häme gebracht. So ganz hat sie mir offen gestanden anfangs auch nicht gefallen, das riesige Dach schien das Gebäude erdrücken zu wollen, der Lichteinfall war nicht optimal und dicht war es auch nicht. Doch sie war ein Meisterwerk! Mit einer Spannweite von 108 Metern war sie der größte Kuppelbau der Welt! Die Höhe war halt nicht so gigantisch. Die Rotunde war sogar 15m kleiner als die Türme der Votivkirche, doch der Fassungsraum hatte es wiederum in sich. 27.000 Menschen konnten darin bequem Platz finden. Hervorragend!

Aber wie bei jedem Bauprojekt gab, es auch hier einige Probleme. Der von mir ernannte Generaldirektor Freiherr Schwarz-Senborn hat gemacht, was er wollte.  Der Architekt hat sich bei den Berechnungen der Baukonstruktion vertan, also hat das Gebäude den Belastungen nicht standgehalten. Unter Zeitdruck mussten dann neue Architekten Konstruktionspläne erstellen, die tatsächlich umgesetzt werden konnten. 

Den Eröffnungstag haben wir auf den 1. Mai 1873 gesetzt, wo ich meine feierliche Eröffnungsrede gehalten habe. Wir haben einen Massenandrang erwartet, gekommen ist aber kaum wer. Es war ein kalter, regnerischer Tag – vielleicht war das der Grund. Andererseits war es auch gut, dass zu Beginn nicht so viele Besucher da waren, denn die Innenausstattung war nicht fertig und alles wirkte etwas improvisiert. Die Pechsträhne nahm ihren Lauf. 
Am 9. Mai brach der desaströse Börsenkrach aus.  Zahlreiche Unternehmen mussten Konkurs anmelden - allein in Österreich-Ungarn waren es 120 an diesem Tag. Die Aktienkurse sind von durchschnittlich 180 auf 10 Gulden abgestürzt, die Wiener Börse brach zusammen. Selbst mein Bruder Erzherzog Ludwig Viktor hat das nicht kommen sehen und hat sich verspekuliert. Wirtschaftstheoretiker benannten die darauffolgende Phase als „große Depression“ und sie können mir glauben, die hatten wir. Erstrecht als im Juni in einem Hotel im Nordbahnviertel die Choleraepedemie ausbrach. Von Juli bis Oktober sind fast 3.000 Menschen an dieser Krankheit gestorben. 

Großartig hätte sie werden können, die Wiener Weltausstellung. Sie war die bisher größte: 53.000 Aussteller, 194 Pavillons, eine 800m lange Maschinenhalle und die Rotunde als neues Wahrzeichen Wiens. Somit war das Ausstellungsareal fünfmal größer als das der letzten Ausstellung. Zwei eigens gegründete Tageszeitungen haben über Präsentationen und Schaustellungen berichtet, im Anzeiger konnten sich alle Firmen präsentieren.

Doch es hat nicht sollen sein. Ausgaben in Höhe von 19 Mio Gulden standen Einnahmen in Höhe von 4 Mio Gulden gegenüber. 20 Mio Besucher hatten wir erwartet, ein bisserl mehr als 7 Mio sind gekommen.

Aber was solls, diese riesige Halle hat auch lange nach der Weltausstellung noch ihren Zweck erfüllt. Eine Unzahl an Ausstellungen, Wettkämpfen und Festen wurde nach 1873 in der Rotunde abgehalten. Vor allem Fürstin Metternich hatte Talent die Halle mit Festen zu füllen. An das erste Frühlingsfest 1886 und an das Kirchblütenfest im Jahr 1902 kann ich mich noch gut erinnern. Das waren Spektakel! 
Nun aber zur Messe, die Ihr heutzutage noch besuchen könnt: 1921 hat Bundespräsident Hainisch in der Rotunde die erste Wiener Messe eröffnet, die fortan zwei Mal pro Jahr durchgeführt wurde. Hierfür wurde die Rotunde so umgebaut, dass sie für Ausstellungen ideal war.  
Einmalige Ausstellungen, prächtige Feste und interessante Darbietungen auf den verschiedenen Gebieten hat die Rotunde gesehen, und spektakulär war selbst ihr Ende. Am 17.9.1937 ging sie in Flammen auf.

Ihr Ende hatte sehr viel Ähnlichkeit mit der großen Ausstellungshalle der Weltausstellung in London im Jahr 1851, dem Glaspalast. Der wurde zwar räumlich versetzt, ging aber nach erfolgreicher Nachnutzung ebenfalls in Flammen auf.
 
#Messe Wien
Aber die Leute von der Messe waren weiter engagiert. Sie haben die wirtschaftlichen Kontakte weiter gepflegt und haben schon 1938 die nächste Messe abgehalten – allerdings in Zelthallen. Dann ist passiert, was niemand wollte. Die Nazis sind einmarschiert und dunkle Jahre breiteten sich über das Land. Erst 1946 konnte wieder eine Messe in festen Räumlichkeiten am Messegelände stattfinden. 
Einen Mann möchte ich zum Schluss noch erwähnen. Bruno Marek, ein engagierter Kerl mit Weitblick, hat von 1924-1934 für die Messe Wien gearbeitet und war auch Direktor der Messe-AG. 1965 wurde er sogar zum Bürgermeister von Wien gewählt. In seine Amtszeit fiel die Entscheidung zum Bau der Wiener U-Bahn und der UNO-City sowie der Baubeginn der Donauinsel. Nach 5 Jahren Amtszeit ging er wohlverdient in den Ruhestand.